Frankfurter Rundschau, 30.08.2006
Umbau-Beginn an der Hasengasse: Im kommenden Jahr zieht die Zentralbibliothek in die Sparkassenfiliale
Nächstes Jahr zieht die
Zentralbibliothek von der Zeil an die Hasengasse. Der Umbau der
dortigen Sparkassen-Filiale zum Buch-Zentrum wird allseits als
intelligenter Schachzug zur Belebung des Quartiers zwischen Zeil und
Altstadt gewertet.
Genau 50 Jahre alt ist das markante, in Travertin gekleidete Eckgebäude
- ein Erinnerungsstück der Wiederaufbauzeit, das für einen „neuen
Lebenszyklus" hergerichtet werde, meinte Architekt Jürgen Engel am
Dienstag zum Beginn des Umbaus. Die Stadt hat für den Bau mit der
imponierenden Schalterhalle einen Leasing-Vertrag geschlossen;
spätestens nach 30 Jahren sitzt die Zentralbibliothek im eigenen Haus.
Aus der großen Halle will Jürgen Engel „einen Marktplatz" der
Bücherfreunde machen, drei begehbare Ebenen hoch und mit einer von oben
einsehbaren Ebene in der Tiefe. Mittendrin soll ein „als Skulptur
gestalteter Leseturm" aufragen, gedacht als ein Rückzugsraum mit
Aussicht. „Einen Glücks
fall" nannte der Architekt, wie das seit einem halben Jahr leer
stehende Haus mit der künftigen Nutzung in Übereinstimmung gebracht
werden könne. Die Tresorräume im Keller stellt er sich als Lernstudios
oder Schulungsräume vor.
Aus dem Vorplatz wird ein Platz
Auch nach außen, zur Straße hin, soll der Zweckbau künftig
offen, einsehbar und einladend wirken. Zu dem kleinen Vorplatz werden
die Erdgeschoss-Fenster vergrößert, dahinter soll ein Cafe eröffnen.
Jenen geplättelten Vorplatz, auf dem gestern der so genannte
Tugendbrunnen eingepackt worden ist, wollen die Architekten so
aufschütten lassen, dass er eine Fassung bekommt und der knapp 250
Jahre alte Altstadt-Brunnen künftig auf einem Plateau herausgestellt
wird.
Der von einer barocken Sandsteinfigur überragte, trockengelegte Brunnen
war 1967 vom damaligen Oberbürgermeister Willi Brundert zum Weltspartag
vor dem Geldhaus enthüllt worden, wo er seitdem „für die Tugend des
Sparens" gestanden habe, analysierte Bürgermeisterin und
Bildungsdezernentin Jutta Ebeling. Künftig werde die Dame für die
Tugend des Lesens auf dem Platz das rechte Symbol abgeben.
Ebeling nannte die Pläne für diesen verwaisten Ort „vorbildlich", wie
sie in ihrer Ansprache zum Umbau sagte. An der hitzigen Debatte um das
künftige Gesicht der Altstadt lasse sich erkennen, dass Frankfurt heute
zu viele gesichtlose Orte habe. An der Stadtbücherei in der Hasengasse,
wo künftig täglich bis zu 2500 Menschen ein- und ausgehen würden, werde
„ein Platz entstehen, der den Namen verdient".
Der mächtige Sparkassenbau hatte 2004 in ein Immobilien-Paket gehört,
das die in Not geratene Frankfurter Sparkasse an die DIC (Deutsche
Immobilien Chancen) verkauft hat. 57 Objekte insgesamt waren damals
zusammen mit dem Morgan Stanley Real Estate Fund übernommen worden -
„der Kauf fiel in die Diskussion um die gegenüber liegende
Kleinmarkthalle", erinnerte sich DIC-Geschäftsführer Ulrich Höller.
Nach den Debatten ums Stadtbild, die sich anschlossen, sah Höller in
dem vorgestellten 25-Millionen-Euro-Projekt „die Umsetzung einer
Vision". Sein Unternehmen, „spezialisiert auf Transaktionen im
gewerblichen Immobilienmarkt", werde sich „nach Fertigstellung von dem
Objekt trennen". Als nächstes werde man das Bienenkorbhaus umbauen,
etwa fürs Schuhhaus Görtz „als Großmieter".
Abzug von der Zeil nach 30 Jahren
Für die Zentralbibliothek (mit Musikbibliothek und Mediothek)
bedeutet der Umzug nach 30 Jahren von der Zeil 17-21 einen Verlust an
Fläche um wenige hundert Quadratmeter. Die Zentralbibliothek ist das
Flaggschiff der Stadtbücherei mit über zwei Millionen Ausleihen im Jahr
2005. Die Eigentümer der Zeil-Gebäude, bis 1977 Standort des Kaufhauses
„Bieberhaus", hatten sich lange bemüht, die Bibliothek als Mieterin zu
halten.
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